Geschichte
Am 13. Oktober 1977 gründeten ehemalige Eulachschränzer eine neue Gugge. Mit 18 Mitgliedern begannen die Kyburggeischter die Ostschweiz unsicher zu machen. Die Fasnachtsaktivitäten waren intensiv, man tourte an mindestens vier Wochenenden in der Ostschweiz und wagte sich auch über den Bodensee hinaus. Die Ur-Geischter waren hart im nehmen: zu den Wochenenden kamen noch Auftritte unter der Woche wie am Schmutzigen Donnerstag (die legendären Toggenburg-Touren) und am Aschermittwoch. Aber auch unter dem Jahr wurde ein intensives Vereinsleben mit Pokalkegeln, Grillabenden etc. geführt. Mit dem „Rumpelsurri“ leisteten sich die Kyburggeischter eine eigene Zeitung, die in den 80-er-Jahren eingestellt wurde und anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums nochmals als Sonderausgabe erschien.
Die junge Gugge entwickelte sich prächtig, wuchs rasch auf über 20 Mitglieder und erkämpfte sich ihren Platz in der damals ca. 15 Formationen umfassenden Winterthurer Guggenszene. Als erste grössere Gugge ging sie auch musikalisch neue Wege. Das damals übliche „Normrepertoire“ einer Guggenmusig mit Stücken wie „Der treue Husar“, „Aida“, „Main dans la main“ und „Guggemarsch“ wurden ergänzt durch Songs wie “ Oye como va (Santana)“, „Butterfly“ (Emerson, Lake & Palmer), „Muppet Show“ und „Marmor, Stein & Eisen“ bricht.
Im verflixten 7. Jahr kriselte es heftig. 1984 führten Beziehungsprobleme unter Mitgliedern mit einer Flut von Austritten beinahe zum Zusammenbruch. Noch 14 Unentwegte und Neumitglieder bereiteten sich auf die Fasnacht vor. Mangels Musikleiter wurden sie in den Proben vom Gründungsmitglied Vögi betreut, der vor längerem zur Eulalia gewechselt hatte und mit dieser auch an der Fasnacht unterwegs war. Die Proben waren so erfolgreich, dass man sich im Januar entschloss, sich halt auch ohne Musikleiter ins Fasnachtstreiben zu stürzen. Eine tolle Fasnacht gab Selbstvertrauen, neue Mitglieder konnten gewonnen werden, die Krise war überstanden !! In einer denkwürdigen Generalversammlung wurden zwei richtungsweisende Entscheide gefällt. Nach hitzigen Diskussionen mit Austrittsdrohungen (aber ohne Handgreiflichkeiten) wurden die Einheitskostüme (gleiche Stoffe, gleiche Schnittmuster) abgeschafft und durch das noch heute gültige Konzept ersetzt (Stoffe werden gemeinsam beschafft, die Kostüme im Rahmen von klaren Vorgaben individuell geschneidert). Und zudem wurde das „Kässele“. Bis dahin wurde bei jedem Auftritt ein Mitglied dazu verdonnert, mit einer alten Gamelle bei den mehr oder weniger freiwilligen Zuhörern einen Beitrag einzutreiben.
Ab da konnte nichts mehr die Kyburggeischter aufhalten. Die gute Entwicklung wurde sicher auch dadurch gefördert, dass während 10 Jahren das gleiche Tandem aus Präsident und Musikleiter die Geschicke der Truppe leitete. Die Kybis hatten mehrheitlich Ruhe und konnten sich auf Musik, Kostüme und Party konzentrieren. Die Mitgliederzahl pendelte sich bei ca. 25-30 ein. Die Musik wurde immer rockiger / zeitgenössischer und dementsprechend veränderte sich auch die Instrumentierung insbesondere im Schlagwerk. Anstelle von Bongo und Baslertrommel hielten Schlagzeuge Einzug. Auch die Kostümierung veränderte sich. Bis 1993 wurden einfach Fantasiekostüme getragen. 1994 entschieden sich die Kybis erstmals für ein Motto. „Besessen“ waren sie, besessen von ihrer Musik, besessen von der Fasnacht und jeder auch besessen von Dämonen und Monstern. Jeder Kybi trug sein Monster an den Umzügen auf den Schultern mit.
Die fasnächtlichen Aktivitäten konzentrierten sich mit der Zeit auf die Wochenenden, unterwöchige Auftritte verschwanden. Bis heute sind die Kyburggeischter in der Regel an vier Wochenenden on the road, meist je zur Hälfte in der Schweiz und im Ausland. Dabei wurden die Auslandreisen immer länger: nach dem deutschen Bodensee-Ufer wurde der Schwarzwald unsicher gemacht und 1989 erfolgte dann der grosse Sprung ins Rheinland. Duisburg war für viele Jahre ein Highlight, das in den ersten Jahren manchmal sogar an zwei Wochenenden hintereinander genossen wurde. Mainz und Verona waren weitere Höhepunkte im Ausland.
Nach der Jahrtausendwende schafften es die Kyburggeischter nochmals zuzulegen. Musikalisch wurden die Arrangements anspruchsvoller. Die Stücke werden alle von zwei Mitgliedern der Gugge geschrieben, die sich gegenseitig zu immer neuen Höhenflügen antreiben. Möglich ist das nicht zuletzt auch deshalb, weil die Gugge heute mit 35-40 Mitgliedern grösser ist denn je. Bemerkenswert ist dabei, dass es den Kybis gelingt, immer wieder junge Leute zu „begeischtern“. Dies funktioniert vielleicht auch, weil wir musikalisch am Puls der Zeit bleiben: Slash, Bon Jovi, AC/DC, RHCP, Rihanna, Green Day, Roxette etc. beliefern unser Repertoire. Und sicher hilft auch in diesem Kapitel der „Kybi-Story“ eine grosse Kontinuität in der Führung: Präsident und Musikleiter sind bereits wieder seit mehreren Jahren gemeinsam am erfolgreichen Wirken.
Dass die junge Generation nicht nur beim Partymachen vorne dabei ist, sondern mehrere Vertreter auch schon im Vorstand Verantwortung übernehmen, stimmt zuversichtlich. Die Voraussetzungen sind bestens, dass die Kyburggeischter auch in den nächsten 46 Jahren in Sachen Musik, Kostüme und Party Erfolge feiern werden.